· Pressemitteilung für Newssync

Ein Windhund, der Leben rettet: Hannes ist einmalig in Deutschland

"Windhund Hannes und Besitzerin Stephanie Schüler sind bei der BRK-Rettungshundestaffel Weiden ein eingespieltes Team."
"Hannes mit der Plakette, die ihn als ausgebildeten BRK-Flächensuchhund auszeichnet"
"Hannes im Training: Gerade hat er einen Vermissten gefunden."

Er ist feinfühlig, intelligent, verspielt – und ziemlich schnell. Nicht ungewöhnlich für einen Windhund. Schon eher, dass Hannes einer Rettungshundestaffel angehört. Das macht den Vierbeiner aus Parkstein ganz besonders.

Hannes, ein Hund der Rasse "Italienisches Windspiel", ist ein Retter in der Not. Mit geschärftem Sinn schnüffelt er sich durch die Wälder. Bald wird er sich auf die Suche nach Menschen in Gefahr, oftmals in lebensbedrohlichen Situationen, begeben. Verirrte Demenzkranke, Schockopfer nach Unfällen oder Suizidgefährdete – Szenarien gibt es viele, und sie sind keine Seltenheit. Dass ausgerechnet der kleinste Vertreter aller Windhundrassen als ausgebildeter Flächensuchhund der BRK-Rettungshundestaffel Weiden eingesetzt werden kann, ist allein schon ungewöhnlich. Noch mehr, dass er kürzlich seine Prüfung mit Bestnoten ablegte.

Natürlich ist Besitzerin Stephanie Schüler aus Parkstein stolz auf ihren Hannes. Hinter dem Erfolg steckt aber auch viel Arbeit und Ausdauer. Für Leiterin Melanie Dirscherl ist Hannes ein wahrer Exot unter den einsatzfähigen Hunden der BRK-Rettungshundestaffel. Kürzlich bekam die Besitzerin es schriftlich vom Deutschen Windhundezuchtverband bestätigt: Hannes ist der einzige geprüfte Flächensuchhund in ganz Deutschland.

Dramatische Geburt

Dabei war die Geburt des Welpen am 22. Februar 2020 dramatisch. „Hannes wäre fast gestorben“, erzählt Schüler. Er schluckte Fruchtwasser, das in die Lungen gelangte. Doch Züchterin Gisela Blaeschke aus Weidenberg ist Tierärztin und wusste genau, was zu tun war. „Ihm wurde das Leben gerettet – und jetzt rettet er Leben“, freut sich die Besitzerin. Schüler, Freundin der Züchterin, war selbst bei der Geburt dabei. Ihr sei sofort klar gewesen: „Der kleine Kämpfer gehört zu mir.“

Normalerweise sind Windhunde oft auf der Rennbahn zu finden. Hannes' Vater ist in Rheinlandpfalz ein Champion, wurde unter anderem Europameister. Weil Hannes aber für die Rasse viel zu groß ist, riet ihr die Züchterin, bei der Rettungshundestaffel vorbeizuschauen. Bereits im Oktober 2020 schnupperten Hannes und seine Besitzerin dort zum ersten Mal Trainingsluft. Warum ist das eine solche Seltenheit? „Windhunde sind Jagdhunde, sogenannte Sichtjäger. Der ausgeprägte Jagdtrieb ist aber in der Rettungshundearbeit unerwünscht“, sagt Melanie Dirscherl. Außerdem sei es nicht einfach, einem Windhund Gehorsamsübungen beizubringen. Unterordnung ist Bestandteil der Prüfung.

"Er ist einmalig"

Doch Hannes ist anders: viel zu groß für seine Rasse, auch viel zu schwer. Er wiegt 10 Kilo, normal wären 3,5 bis 4,5. Er hat keinen ausgeprägten Jagdtrieb. Und, ganz wichtig: Der Rüde hat eine außergewöhnlich gute Bindung zur Besitzerin. „Er ist einfach einmalig“, schwärmt Schüler. Hannes arbeitet gerne mit ihr – und umgekehrt. „Stephanie gehört zu den Trainingsfleißigsten und übt auch sehr viel zu Hause“, lobt Melanie Dirscherl.

Zwei bis drei Mal pro Woche wird an verschiedenen Orten in Weiden und im Landkreis Neustadt/WN trainiert. Die Ausbildung dauerte drei Jahre. Dirscherl macht klar, dass nicht jeder Hund als Rettungshund geeignet ist. „Da müssen schon viele Punkte zusammenkommen.“ Wie bei Hannes. Selbst bei Regen kämpft er sich durch unwegsames Gelände, um eine versteckte Person zu finden. „Im Winter darf er natürlich wegen der fehlenden Unterwolle ein Mäntelchen tragen", sagt die Hundestaffelleiterin und lacht. In der Rettungshundearbeit werde nur "mit Motivation gearbeitet". "Die Hunde sind arbeitsfreudig und könnten nie durch Zwang im Wald jemand suchen.“ Die Versteckperson halte immer eine Belohnung für das Tier bereit.

Bestnoten bei Prüfung

Die Prüfung legte Hannes in Cham ab. „Hannes hat mit Bestnoten bestanden“ – darüber freuen sich Besitzerin und Ausbilderin. Dirscherl nennt die Aufgaben eines Suchhunds: „Der Hund durchstöbert frei und weitgehend selbstständig das Gelände oder Waldstück nach menschlichem Geruch." Bei der aufgefundenen Person muss er so lange bellen, bis sein Hundeführer beim ihm ist. Dabei darf er die Person nicht belästigen oder gar berühren.

Einsatzgebiete sind in erster Linie die Oberpfalz, aber auch Niederbayern und Franken, wenn dort größere Suchaktionen laufen und ortsnähere Staffeln Unterstützung benötigen. Aktuell leisten sechs geprüfte und einsatzfähige Tiere bei der BRK-Rettungshundestaffel Weiden im Kreisverband Weiden und Neustadt/WN Dienst. Sieben Hunde befinden sich in Ausbildung, und es gibt vier Rettungshunde, „die bereits ihren wohlverdienten Ruhestand genießen“, wie Melanie Dirscherl erzählt. Sie selbst leitet ein 20-köpfiges Team.

Und nun lehnen sich Hannes und seine Besitzerin zurück und warten, bis ein Notruf eingeht? Weit gefehlt. Dirscherl: „Hannes soll nun als Trümmerhund ausgebildet werden. Er ist leicht, trittsicher und geländegängig, grundlegende Voraussetzungen für die Trümmersuche. Erste Übungen haben schon gezeigt, dass er talentiert ist.“ Die Trümmersuche ist eine der schwierigsten Aufgaben in der Rettungshundeausbildung. „Der Hund muss unter meterdicken Trümmerschichten, unter Ablenkung einer Vielzahl von Gerüchen wie Essen, Rauch und Staub, nach Vermissten suchen. Der Einsturz der Eishalle in Bad Reichenhall oder das Zugunglück in Eschede, Gasexplosionen oder Erdbeben sind mögliche Einsatzszenarien. Auf Hannes warten wohl viele Leben, die gerettet werden wollen.

Hinweis: Die Redaktion erreichte nach der Veröffentlichung dieses Artikels ein Hinweis der Rettungshundestaffel Weidenthal. Demnach hat dort 2021 ein Windhund die Prüfung zum Rettungshund erfolgreich abgelegt. Warum das dem Deutschen Windhundezuchtverband nicht bekannt ist, bleibt unklar. Weidenthal zählt knapp 2000 Einwohner und liegt zwischen Kaiserslautern und Neustadt an der Weinstraße

Hintergrund:

Prüfungen für Flächensuchhunde

  • Organisiert vom BRK-Landesverband
  • Jährlich sechs Flächenprüfungen in Bayern, die jeweils von unterschiedlichen Staffeln ausgerichtet werden
  • Bestandteile der Prüfung: Theorieteil, Anzeigeübung, Unterordnung und Suche
  • Aufgaben für den Hund: 30.000 Quadratmeter Waldfläche innerhalb von 20 Minuten systematisch absuchen, zwei Personen finden
  • Bewertungskriterien: Beim Hund: Suchintensität, Lenkbarkeit und Beweglichkeit im Gelände. Beim Hundeführer: Informationsgewinnung, Lagebeurteilung, Orientierung und Ersten-Hilfe-Leistung bei der aufgefundenen Person

Quelle: https://www.onetz.de/oberpfalz/parkstein/windhund-leben-rettet-hannes-einmalig-deutschland-id4491120.html

von Elisabeth Dobmayer